Was bedeutet Hören auch noch?
Das Wichtigste in Kürze...
Neben dem Gesagten empfängt das Gehör zusätzliche Informationen, die auf der gefühlsmässigen und sozialen Ebene verarbeitet werden.
Emotionale und soziale Funktionen des Gehörs
Das Ohr nimmt während 24 Stunden am Tag Schall aus der Umwelt auf. Doch erst die sinnvolle Auswertung dieser Daten durch das Gehörzentrum im Gehirn erzeugt Information.
Information
Das Gehör warnte unsere Vorfahren vor Jahrtausenden vor Gefahren wie zum Beispiel grossen Raubtieren, und das tut es noch heute, nur die Geräusche haben sich geändert. Das Klingeln des Telefons, Hupen oder warnende Zurufe werden über das Gehör erfasst.
Warn- und Alarmierungsfunktion
Auch mit geschlossenen Augen ist hörbar, ob man sich in einem kleinen oder grossen Raum aufhält. Ausserdem können wir die Richtung wahrnehmen, aus der ein Geräusch kommt.
Orientierung
Wer gut hört, weiss oft nicht, was es bedeutet, schlecht oder gar nicht zu hören. Wer nicht mehr richtig hört, kann schlechter mit anderen kommunizieren. Dadurch wird die Möglichkeit, soziale Kontakte aufzunehmen und zu pflegen, eingeschränkt.
Kommunikation
Beim Erwerb der Sprache spielt für Kinder ein normal funktionierendes Gehör eine wesentliche Rolle. Sprechen ist ein Nachahmen des Gehörten.
Spracherwerb
Emotionale und soziale Funktionen des Gehörs
"Nicht sehen können trennt von den Dingen, nicht hören können von den Menschen", wusste schon der Philosoph Immanuel Kant. Das Gehör ist unser wichtigstes Kommunikationsorgan, doch die wenigsten Menschen denken bewusst über ihre Ohren nach. Dabei sind sie Hochleistungs-Präzisionsinstrumente. Vergleicht man ihre Leistung mit der einer Waage, könnte man von 1 Milligramm bis 1000 Tonnen hören. Der Nachteil des Organs: Es ist nicht für unsere laute Zivilisation geschaffen, und einmal aufgetretene Hörschäden sind meist irreparabel. Wer gut hört, weiss oft nicht, was es bedeutet, schlecht oder gar nicht zu hören.
Durch das Hören können wir neben den reinen Fakten auch den gefühlsmässigen Inhalt einer Botschaft erfassen und angemessen darauf reagieren. Diesen emotionalen Anteil an Gesprächen vermitteln Betonung, Sprachmelodie, Tonhöhe und Lautstärke, alles Komponenten, die die Aussage eines Wortes stark beeinflussen. So bedeutet ein ironisch ausgesprochener Satz sein genaues Gegenteil. Neben dem Gesagten empfängt das Gehör zusätzliche Informationen, die auf der gefühlsmässigen und sozialen Ebene verarbeitet werden. So kann in dem Gehörten Begeisterung, Wohlwollen, Ablehnung oder Zurückhaltung mitschwingen. Eine wahrgenommene Lippenbewegung reicht also nicht zum vollständigen Verstehen einer Botschaft aus. Viele Hörgeschädigte ziehen sich deshalb aus schwierigen Gesprächssituationen zurück und resignieren.
Information
Das Ohr nimmt 24 Stunden am Tag Schall aus der Umwelt auf. Die Interpretation dieser Schallsignale durch unser Gehirn erzeugt Information. Über das Hören erhalten wir also Informationen. Diese Informationen erreichen uns über gesprochene Sprache oder auch Klänge und Geräusche wie Lachen, Schluchzen, Regenprasseln, Knallen, Hupen oder Bremsenquietschen.
Warn- und Alamierungsfunktion
Der Hörsinn warnt und alarmiert. Das Klingeln des Telefons, Hupen oder warnende Zurufe werden über das Gehör erfasst. Gefahren im Strassenverkehr können mit einem gesunden Gehör schneller erfasst werden. Wenn wir das Motorgeräusch eines herannahenden Autos hören, können wir uns entsprechend verhalten. Auch die Aufmerksamkeit wird vielfach durch das Hören aktiviert. "Der Nächste bitte", eine Fehlermeldung am PC oder Durchsagen auf Bahnhöfen, lassen uns hellhörig werden.
Orientierung
Ein gesundes Gehör unterstützt die Orientierung im Raum. Auch mit geschlossenen Augen ist hörbar, ob man sich in einem kleinen oder grossen Raum aufhält. Ausserdem können wir die Richtung wahrnehmen, aus der ein Geräusch kommt. Dies ist zum Beispiel im Strassenverkehr wichtig. Auch im Dunkeln ist es mit einem gesunden Gehör möglich, festzustellen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt und wie weit die Geräuschquelle entfernt ist.
Kommunikation
Wer nicht (mehr) richtig hört, kann schlechter mit anderen kommunizieren. Dadurch wird die Möglichkeit, soziale Kontakte aufzunehmen und zu pflegen eingeschränkt. Vereinsamung und Isolation können die Folge sein. Es ist unangenehm, immer wieder "Wie bitte?" zu fragen. Ein gesundes Gehör erlaubt auch Gespräche unter ungünstigen Rahmenbedingungen, z. B. mit Hintergrundgeräuschen wie Rauschen im Telefon. Ausserdem sind Gespräche mehr als der blosse Austausch von Worten. Betonung, Sprachmelodie, Lautstärke und Tonhöhe tragen wesentlich zum Entschlüsseln einer Botschaft bei und damit zum umfassenden Verständnis. Das Gehör ist ein wichtiger Empfänger für Begleitinformationen auf der emotionalen und sozialen Ebene. Allein die Betonung eines einzelnen Wortes, wie "nein" , kann diesem höchst unterschiedliche Bedeutungen geben. Erstaunen, Begeisterung, Zustimmung, Ablehnung, Zweifel, Ironie, Heuchelei - all dies kann Sprache quasi "nebenbei" aussagen.
Spracherwerb
Beim Erwerb der Sprache spielt ein normal funktionierendes Gehör für Kinder eine wesentliche Rolle. Sprechen ist ein Nachahmen des Gehörten. Das Gehör ist zudem wichtig, um die eigene Stimme kontrollieren zu können. Eine angeborene oder früh erworbene Hörminderung sollte frühzeitig erkannt und versorgt werden. Sonst kann das Kind in seiner gesamten Entwicklung eingeschränkt sein.
Doch auch wenn die Sprache beherrscht wird, muss sie weiterhin gepflegt werden. Wer schlechter hört, bei dem kann auch die Sprache mit der Zeit verkümmern.