Lärmschutzwände und -dämme
Das Wichtigste in Kürze...
Nicht überall können Lärmschutzwände oder -dämme errichtet werden, es ist auch nicht an allen Orten sinnvoll.
Wann ist eine Lärmschutzwand möglich und sinnvoll?
Wie stark die Lärmschutzwirkung einer Wand oder eines Dammes ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Höhe, Material, Länge etc.
Wie wirkt eine Lärmschutzwand
Lärmschutzmassnahmen sollten ans Ortsbild angepasst werden, mit den bereits bestehenden Bauten so gut als möglich harmonieren. Dabei gibt es drei Herangehensweisen: Die einheitlich anlageorientierte, die individuell gebäudeorientierte oder die raumorientierte Strategie.
Anlage-, gebäude- oder raumorientierte Strategie
Bauliche Lärmschutzmassnahmen können aus unterschiedlichen Materialien bestehen und unterschiedlich gestaltet werden. Im konkreten Fall muss die Massnahme auf die jeweilige Umgebung abgestimmt werden.
Mögliche Hindernisse auf dem Ausbreitungsweg
Vereinfachtes Lärmberechnungsmodell für lange, gleich bleibend hohe Lärmhindernisse an Strassen.
Berechnungsmodell
Wann ist eine Lärmschutzwand möglich und sinnvoll?
Lärmschutzwände oder -dämme vermindern nicht den Lärm an und für sich, sondern nur dessen Ausbreitung. Anwendung findet sie dort, wo genügend Platz vorhanden ist und eine solche Massnahme als sinnvoll erscheint. Mögliche Orte sind Autobahnen, Schnellstrassen, Eisenbahnlinien, Schiessplätze oder viel befahrene Strassen in Städten.
Bei Neubauten an lärmigen Orten wird wenn immer möglich versucht, den Lärmschutz zu integrieren, siehe "Geschickt Bauen im Lärm".
Damit der Bau einer Lärmschutzwand oder eines –damms angebracht ist, müssen alle der folgenden Beurteilungskriterien erfüllt sein: |
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Kriterium |
Einzelheiten |
Platzverhältnisse | Es muss genügend Platz vorhanden sein |
Erschliessung | Bestehende Zugänge und Zufahrten dürfen nicht verbaut werden |
Lärmschutzwirkung | Da der Bau einer Wand ein massiver Eingriff ist, muss zwischen Eingriff und Wirkung eine gewisse Verhältnissmäsigkeit gewahrt werden: Die Reduktion muss mindestens 5 bis 8 dB betragen Die Reduktion muss im Minimum ein ganzes Geschoss umfassen |
Verkehrssicherheit | Es darf keine Sichtbehinderung auftreten, insbesondere in Kurven, bei Einmündungen oder Fussgängerstreifen |
Wohnhygiene | Ins bewohnte Areal muss genügend Sonnenlicht einfallen können Der Ausblick darf nicht komplett verbaut werden |
Ortsbild | Die Veränderung des Orts- und Landschaftsbilds darf Aussichtslagen oder Dorfkerne nicht zu sehr strapazieren |
Kosten
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Preis. Damit die relativ hohen Kosten für eine Wand oder einen Damm gerechtfertigt sind, müssen Aufwand und Ertrag (also Lärmminderung) in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen.
Die Kosten pro Quadratmeter Wand belaufen sich je nach Funktion, Konstruktionstyp und Material auf 800.- bis 1200.- (exkl. Projektierung).
Wie wirkt eine Lärmschutzwand
Wie gross die Lärmreduktion durch eine Lärmschutzmassnahme ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Abstand zwischen Emissionsort und Lärmschutzhindernis:
Je näher die Wand oder der Damm an der Lärmquelle liegt, desto grösser ist der Bereich, in dem es zu einer Lärmreduktion kommt. - Hindernishöhe ab Strassenniveau:
Je höher das Lärmschutzhindernis, desto grösser der Umweg, zu dem die Schalwellen gezwungen werden. Die zunehmende Höhe wirkt sich aber negativ auf Wohnhygiene und Ortsbild aus.
Überragen Wand oder Damm die Sichtverbindung zwischen Lärmquelle und Empfänger, beträgt die Lärmreduktion rund 10 dB, was einer Halbierung der empfundenen Lautstärke entspricht. - Abstand zwischen Lärmschutzhindernis und Gebäude:
Neben der Hindernishöhe beeinflusst auch der Abstand zwischen der Wand (bzw. dem Damm) und dem Gebäude den Umweg der Schallwellen. - Länge und Durchgängigkeit des Hindernisses:
Die Lärmschutzwirkung des Hindernisses ist auf dessen Länge beschränkt. Darum muss die Wando der der Damm so lang sein, dass kein erheblicher Lärm seitwärts über die nicht abgeschirmten Strassenabschnitte einfällt.
Jegliche Lücken, Öffnungen oder undichte Stellen sind zudem wenn immer möglich zu vermeiden oder andernfalls klein zu halten.
Der auf das Hindernis auftreffende Schall wird absorbiert oder reflektiert. Dadurch tritt hinter der Wand nur noch jener Schall auf, der sich über die Oberkante des Hindernisses ausbreitet. Im Bereich, in dem das Hindernis die Sichtlinie zur Lärmquelle unterbricht wird die Schallausbreitung zudem zu einem Umweg gezwungen, was zu einer weiteren Schallreduktion führt.
Bei Material mit einem Flächengewicht von > 10 Kg/m2 wird eine ausreichende Schalldämmung erreicht.
Anlage-, gebäude- oder raumorientierte Strategie
Anlageorientierter Lärmschutz ist einzig an nicht zugänglichen Verkehrsanlagen wie Autobahnen und Bahnlinien angebracht. Über lange Strecken wird dieselbe Massnahme realisiert, ohne eine Abstimmung mit der Umgebung vorzunehmen. |
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Anlageorientierte Strategien werden nur bei übergeordneten, unpassierbaren Verkehrsanlagen realisiert. |
Gebäudeorientierter Lärmschutz entsteht, wenn jede Grundeigentümerin, jeder Grundeigentümer selbst Lärmschutzmassnahmen projektiert und realisiert. Die einzelnen Massnahmen werden dabei nicht aufeinander abgestimmt. Folge ist eine uneinheitliche Erscheinung. |
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Obwohl die Einzellösungen in sich überzeugend sind, entsteht insgesamt kein stimmiger Gesamtraum. |
Beim raumorientierten Lärmschutz werden die verträglichen Massnahmen aufgrund der Betrachtung eines Strassenzuges über dessen gesamte Länge festgelegt. Dadruch werden bestehende Strukturen erhalten. |
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Die raumorientierte Strategie führt zu siedlungsverträglichen Lärmschutzlösungen. |
Mögliche Hindernisse auf dem Ausbreitungsweg
Lärmschutzwände
Lärmschutzwände können aus verschiedensten Materialien bestehen, zum Beispiel Holz, Beton, Glas oder Metall. Damit sie nicht zu stark als Fremdkörper erscheinen, muss von Fall zu Fall abgeklärt werden, welches Material zu verwenden ist.
Die bestehende Sockelmauer wurde mit einer Glaswand erhöht. Dadurch bleibt die Sicht in den Garten von aussen möglich und das schutzwürdige Ortsbild wird nicht zu stark gestört. Die angebrachte Berschriftung macht das Glas für Vögel erkennbar. |
Die Begrünung der Wand fördert die Integration in die Umgebung und verhindert Sprayereien. |
Eine negative Folge von Lärmschutzwänden können neben der Sichteinschränkung akustische und/oder optische Reflexionen sein: So kann eine Lärmschutzwand bewirken, dass der Lärm auf der gegenüberliegenden Strassenseite durch Reflexion des Schalls an der Wand zunimmt. Verhindert wird dies durch Absorptionsplatten, die einen grossen Teil des Schalls aufnehmen. Die Reflexion des Sonnenlichtes kann Anwohnende und die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer blenden.
Lärmschutzdämme
Dämme oder Erdwälle wirken relativ natürlich. Sie benötigen aber mehr Platz als Lärmschutzwände, da sie trapezförmig sind. Durch einen flachen Böschungswinkel wird somit eine ausreichende Stabilität gewährleistet. Mit dem Einsatz künstlicher Stützkonstruktionen, Armierungen oder Geotextilien kann der Winkel jedoch wesentlich steiler gewählt werden.
Lärmschutzdämme verursachen keine Schallreflexionen. Bei genügend vorhandenem Platz und bei guter Gestaltung sind Dämme darum den Wänden vorzuziehen.
Damm mit Lärmschutzwand auf der Kuppe. |
Damm mit Durchgang. Durch die Befestigung mit Eisengittern konnte die Steilheit des Böschungswinkels vergrössert werden. |
Annexbauten
Die Akzeptanz von Lärmschutzwänden durch die Anwohnenden kann gesteigert werden, indem sie mit nutzbaren Einrichtungen ergänzt werden. So können z.B. ein Gartenhäuschen, ein Velounterstand, eine Bushaltestelle und ähnliches angebaut werden. Wichtig bei Annexbauten ist die Einpassung ins Strassenbild sowie die Anpassung an die Grenz- und Gebäudeabstände.
Mit einer in den Unterstand der Bushaltestelle integrierten Mauer wird der Lärm bei den dahinterliegenden Bauten vermindert. |
Die massive Rückwand des Velounterstandes übernimmt die Aufgabe einer Lärmschutzwand. |