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Lärm & Tiere

Das Wichtigste in Kürze...

Umweltverschmutzung Lärm
Obwohl wir vermutlich gar nicht dran denken, ist Lärm eine der bedeutendsten Umweltverschmutzungen.

Lärm hat Auswirkungen auf den Lebensraum
Viele Tierarten nutzen akustische Signale um zu kommunizieren, Nahrung zu suchen oder sich zu orientieren. Welchen Einfluss hat Lärm?

Tiere können sich begrenzt anpassen
Einige Arten können sich an Lärm anpassen. Doch was passiert mit den Arten, die es nicht schaffen?

Tierarten hören individuell
Nicht alle Tierarten hören im gleichen Frequenzbereich: Was haben Fledermäuse und Delfine gemeinsam?

Den Tieren zuliebe auf Feuerwerk verzichten
Knallereignisse versetzen Tiere in Angst und Schrecken. Welche Folgen kann ein Feuerwerk haben?

Lärmschutz als Tierschutz
Wie kann man Tiere vor Lärm schützen?

Umweltverschmutzung Lärm

Die meisten von uns denken beim Thema Umweltverschmutzung nicht zuerst an Lärm. Obwohl Lärm häufig vergessen geht, sind seine Auswirkungen genauso verheerend. Die Auswirkungen von anthropogenem Lärm auf Tierpopulationen sind noch wenig bekannt. Studien zeigen jedoch, dass durch menschliche Aktivitäten erzeugter Lärm einer der Hauptstörfaktoren für Tiere ist. Sowohl im Wasser lebende als auch dem Land lebende Tiere sind von den Folgen von Lärm betroffen. Kaum eine Tiergruppe bleibt von Lärm verschont.

Die Abbildung zeigt, wie gross die Auswirkung von Lärm auf verschiedene Tiergruppen ist. Alle untersuchten Tiergruppen waren von Lärm betroffen. Lärm hatte aber nicht die gleichen Auswirkungen auf alle Tiergruppen. Die Stärke der Auswirkungen ist in der Grafik dargestellt: Je länger der Balken, desto stärker die Auswirkung. (abgeändert aus Kunc and Schmidt, 2019)

Lärm hat Auswirkungen auf den Lebensraum

Akustische Signale spielen für viele Tiere eine wichtige Rolle. Sie sind beispielsweise bedeutend als Kommunikationsmittel, auf der Nahrungssuche oder bei der Orientierung. Lärm verändert die Wahrnehmung der Umwelt und kann somit das Verhalten von Tieren beeinflussen. Vom Menschen verursachter Lärm liegt oft in den Frequenzen, in denen Tiere kommunizieren. Dadurch werden vom Lärm praktisch alle Tierarten gestört, jedoch auf unterschiedliche Weise. Da die Arten unterschiedlich reagieren, kann Lärm sogar die Zusammensetzung eines Ökosystems und seine Funktion verändern. Der Einfluss von Lärm auf die Biodiversität ist direkt messbar. Entlang stark befahrener Strassen ist die Artenvielfalt vermindert. Die Wirkung von Lärm kann über mehrere hundert Meter beobachtet werden. McClure et al haben den Verkehrslärm experimentell auf eine strassenlosese Landschaft untersucht – mit Lärm als einzig störendem Faktor für die Vögelpopulation. Einen Rückgang der Vogelvorkommen um mehr als ein Viertel und ein fast vollständiges Verschwinden einiger Arten wurde beobachtet. Dies deutet darauf hin, dass Verkehrslärm ein Hauptfaktor für die Auswirkungen von Straßen auf Tierpopulationen ist.

Quelle: Daten aus Reijnen, and Thissen. 1986.

Für drei verschiedene Vogelarten ist die Brutpaardichte in Abhängigkeit des Geräuschpegels aufgezeichnet. Für alle drei Arten gilt, die Brutpaardichte nimmt mit einem höheren Geräuschpegel ab.

Heuschrecken verschwinden nach dem Bau von Strassen aus den angrenzenden Wiesen. Singvögel nisten seltener an lärmexponierten Stellen als in vergleichbaren Lebensräumen. Die obige Grafik verdeutlicht diesen Effekt. Die Brutpaardichte (Brutpaare pro Flächeneinheit) bei Sumpfrohrsängern, Fitissen und Weidenmeisen nimmt mit zunehmender Lärmbelastung ab.

Tiere können sich begrenzt anpassen

Nicht alle Tierarten reagieren gleich auf Lärm. Einige Arten haben es geschafft, sich dem Lärm anzupassen. Während Lärmereignissen stoppen Schwarzseitenfrösche ihren Ruf, Kohlmeisen erhöhen die Rufrate und Orkas verlängern ihre Rufe. Weitere Möglichkeiten die Kommunikation trotz Lärm aufrecht zu erhalten, ist die Anpassung der Lautstärke oder der Frequenz. So lassen sich hohe Biodiversitäten an lärmigen Orten erklären, z.B. auf dem Flughafen Kloten. Allerdings verfügen nicht alle Arten über solche Verhaltensanpassungen. Schnabelwalarten verändern bei Lärm ihr Tauchprofil, was zu Dekompressionskrankheiten und Tod führen kann. Grosse Mausohren haben Mühe, bei Lärm ihre Beute zu orten und bunte Schaufelfusskröten werden im Sommerschlaf gestört. Können sich Tierarten nicht an den Lärm anpassen, kann dies bei grosser Lärmbelastung bis zum Aussterben führen. Lärm kann jedoch vereinzelt auch einen positiven Effekt auf eine Art haben, wenn durch Lärmbelastung deren Hauptfeind oder Konkurrent verschwindet. Lesen Sie mehr zum Thema «Wirkung von Lärm auf Tiere» im gleichnamigen Dokument.

Kohlmeise, Quelle: Pixabay

Trotz hoher Lärmbelastung weisen manche Flughäfen eine grosse Biodiversität auf.

Tierarten hören individuell

Nicht alle Tiere nutzen die gleichen Frequenzen zur Kommunikation. Fledermäuse und Delfine haben sich auf sehr hohe Frequenzen spezialisiert, während Elefanten und Blauwale tiefe Frequenzen nutzen. Der wahrnehmbare Frequenzbereich ist im Tierreich sehr variabel und deckt den gesamten Bereich von Infra- bis Ultraschall ab. Auch können einige Tiere extrem leise Geräusche hören. Tiere sind deshalb häufig in der Lage, Geräusche wahrzunehmen, die Menschen nicht hören. Sehr hohe Töne werden in Schrecksystemen, wie beispielsweise Katzenschrecks, eingesetzt. Für Tiere, die diese Frequenzen hören können, stellen solche Geräte eine Lärmbelastung dar.

Den Tieren zuliebe auf Feuerwerk verzichten

Kurze aber laute Schallereignisse (Knall) sind in der Natur selten. Für Tiere bedeuten Knalle Gefahr und versetzen sie in Panik, die Tiere schrecken auf oder rennen davon. Vögel und Fluchttiere, wie Rehe oder Feldhasen, sind besonders stark betroffen. Nicht selten sind solche Panikreaktionen die Ursache von Unfällen. Tiere können durch Knalle ausserdem auch Hörschäden erleiden. Ein Beispiel für künstliche Knallereignisse ist das Abfeuern von Feuerwerkskörpern.

Der Knall von Feuerwerk versetzt Tiere in Panik.
Quelle: Pixabay

Lärmschutz als Tierschutz

Lärm führt zu einer Verschlechterung des Lebensraums. Deshalb sollte man auch Tiere wo immer möglich, vor Lärm schützen. Am effektivsten sind Massnahmen an der Lärmquelle. Aber auch das Einrichten von Ruhezonen oder das Anbieten von Ausgleichsflächen bietet den Tieren eine lärmarmere Umgebung. Denn nur so kann garantiert werden, dass uns auch in Zukunft eine vielfältige und gesunde Natur erhalten bleibt.

Ausgleichsflächen bieten Tieren eine lärmarme Umgebung.
Quelle: Pixabay

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