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Gewerbe

Das Wichtigste in Kürze...

Beim Gewerbelärm handelt es sich um ein Konglomerat unterschiedlichster Geräusche aus einer Vielzahl völlig verschiedener Quellen.
Was ist Gewerbelärm?

Es ist äusserst selten, dass innerhalb eines Betriebes nur eine Lärmquelle vorhanden und von Bedeutung ist. Auch kann die Lärmbelastung je nach Tageszeit stark variieren. Die Messung von Gewerbelärm ist dementsprechend mühsam und zeitaufwändig.
Liefern, stapeln, sägen - Lärmbeurteilung einer Sägerei

Jeden Tag sind Millionen von Arbeitnehmern in Europa dem Lärm bei der Arbeit und den damit verbundenen Gefährdungen ausgesetzt. Rund 7% leiden an Gehörschäden infolge ihrer Arbeitstätigkeit.
Gehör in Gefahr - Lärm am Arbeitsplatz

Gewerbelärm ist keine unveränderliche Grösse. Die traditionelle Industrie verliert als Lärmquelle zunehmend an Bedeutung. Dafür wird der Lärm von Bars oder Discos, die bis spät in die Nacht offen haben, immer häufiger als störend empfunden.
Die Industrie ist leiser geworden...

Lärmkonflikte entstehen oft aus früheren Raumplanungssünden. Eine erfolgreiche Lärmbekämpfung sollte bereits bei der Planung ansetzen. Dieser Aspekt wurde beim Bau von Parkierunganlagen grosser Einkaufszentren lange Zeit vernachlässigt.
Nicht ohne meinen Parkplatz

In dicht besiedelten Gebieten bestehen  Konfliktpotentiale, welche aus den vielen unterschiedlichen Interessen der Bevölkerung hervorgeht. Durch Lärm von Sport- und Freizeitanlagen können Personen in ihrem Ruhebedürfnis gestört werden. Lärm entsteht unter anderem in Freibädern, beim Trainingsbetrieb auf Fussballplätzen, beim Prellen von Bällen auf Hartplätzen.
Wenn Schwitzen Lärm macht...

Was ist Gewerbelärm?

Als Gewerbelärm wird sowohl der Lärm von großen Industriebetrieben als auch der von kleineren Handwerksbetrieben (z.B. Bäckereien, Tischlereien, Schlossereien u.a.), also Lärm von Anlagen oder Teilanlagen, bezeichnet. Zum Gewerbe- bzw. Industrielärm zählt neben dem Lärm, der beim Produktions- bzw. Herstellungsprozess entsteht, auch der Lärm des Verkehrs von Straßen- und Schienenfahrzeugen auf dem Betriebs- oder Werksgelände sowie der Lärm des Liefer- und Kundenverkehrs.

Akustisch ist der Gewerbelärm völlig heterogen. Eigentlich ist er nur juristisch definiert. Dies hat zur Folge, dass zahlreiche Lärmarten, die sich nirgendwo genau unterbringen lassen, einfach als Gewerbelärm behandelt werden. Eine solche Vorgehensweise kann zwar im Einzelfall berechtigt sein, sollte aber nicht zum Prinzip werden.

Der Gewerbelärm wird in Anhang 6 der Lärmschutzverordnung (LSV) geregelt. Relevant ist dabei nicht der Lärm, der direkt am Arbeitsplatz anfällt, sondern die Lärmimmissionen, die ein Gewerbebetrieb in seiner unmittelbaren Nachbarschaft verursacht.

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Liefern, stapeln, sägen - Lärmbeurteilung einer Sägerei

Wie wird Gewerbelärm gemessen?

Die Familie Bichsel bewohnt ein Einfamilienhaus in unmittelbarer Nähe einer Sägerei. Der Lärm der Kreissäge ist derart störend, dass die Fenster tagsüber geschlossen bleiben müssen. Aus diesem Grund hat die Familie Bichsel einen Lärmspezialisten damit beauftragt, die Lärmimmissionen der Sägerei vor Ort zu beurteilen. Fachkundig teilt der verantwortliche Experte die verschiedenen Arbeitsvorgänge in unterscheidbare Lärmphasen ein und misst für jede Lärmphase den Mittelungspegel (Leq).

Arbeitsvorgang

Lärmquellen

Lärmphasen (tj)

Leq [dBa]


Das Rundholz wird angeliefert und abgeladen

Lastwagenmotor, Kranmotor und Winde, Fallenlassen von Stämmen

07:30 - 08:00
10:00 - 10:30
14:00 - 14:30

69
69
69


Die Stämme werden mit einem Kran transportiert

Traxmotor, Fallenlassen des Stammes auf den Sägeschlitten

08:00 - 08:30
10:30 - 11:00
14:30 - 15:00
16:00 - 16:15

64
64
64
64


Der Stamm wird mit der Vollgattersäge in Bretter zersägt.

Sägemotor Sägeblätter, Hantieren der Bretter

08:00 - 09:30
10:00 - 12:00
13:00 - 15:30
15:45 - 17:00

59
59
59
59


Die Bretter werden mit der Kreissäge zerschnitten

Sägemotor, Sägeblatt (sirenenartiger Ton variabler Frequenz)

10:00 - 12:00
13:00 - 15:30
15:45 - 18:00

61
61
61


Die Ventilatoren des Spänesilos laufen den ganzen Tag über

Ventilator

07:00 - 19:00

50

Quellen: kaltag.ch; bauernzeitung.ch

Der Lärmexperte ermittelt einen Mittelungspegel von 64.2 dB. Der relevante Immisionsgrenzwert von 65 dB ist in diesem Falle nicht überschritten. Aufgrund der besonderen Eigenschaften des Industrie- und Gewerbeblärms müssen jedoch noch Pegelkorrekturen vorgenommen werden.

Wie wird Gewerbelärm beurteilt

Untersuchungen haben gezeigt, dass Gewerbelärm generell als störender empfunden wird als Verkehrslärm. Aus diesem Grund wird bei der Bewertung von Gewerbelärm mit der Akzeptanzkorrektur K1 eine Gewichtung des Beurteilungspegels vorgenommen. Die Korrektur beträgt in der Regel +5 dB. Für Lärm aus Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagen, der nachts besonders störend wirkt, wird eine Korrektur von +10 dB vorgenommen.

Gewerbelärm kann zudem einen erhöhten Tongehalt aufweisen. Je nach Hörbarkeit wird einen entsprechende Pegelkorrektur K2 von +2db (schwach), +4db (deutlich) oder +6db (stark) vorgenommen. Als tonhaltiges Lärmereignis gilt beispielsweise das Geräusch einer Kettensäge.

Bei einem erhöhten Impulsgehalt eines Lärmereignisses wird entsprechende eine Pegelkorrektur K3 von +2db (schwach), +4db (deutlich) oder +6db (stark) vorgenommen. Ein typischer Fall für ein impulshaltiges Geräusch ist das Hämmern in einer Fabrik.

Der Beurteilungspegel Lr für Gewerbelärm setzt sich aus dem Mittelungspegel Leq einer gemessenen Lärmphase i und den Pegelkorrekturen zusammen.

Lr, i = Leq + Pegelkorrekturen (K1 + K2 + K3)


Berechnung des Beurteilungspegels

Leq
dB (A)

K1
dB

K2
dB

K3
dB

Dauer*)
dB

Lr,j
dB

Vollgatter

56.8

+5

+2

0

-9

54.8

Kreissäge

58.5

+5

+4

0

-10.8

56.7

Kreissäge + Vollgatter

60.7

+5

+6

0

-3.1

68.6

Anlieferung, Lastwagen

60

+5

+2

+2

-9

60

Transport mit Kran

55.6

+5

0

+4

-8.3

56.3

Ventilatoren, Spänesilo

50

+5

0

0

0

55

total Lr

70.0

*) 10 log(tj/720)

Der Lärmspezialist hat nach der Addition der Pegelkorrekturen einen Beurteilungspegel von 70dB ermittelt. Das bedeutet, dass die Sägerei den Immissionsgrenzwert um rund 5 dB überschritten hat. Der Experte empfiehlt der Sägerei den Einbau einer Lärmschutzdecke und eine bessere Isolation der Maschinen.

Die Familie Bichsel darf auf eine Beruhigung der Lärmsituation hoffen.

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Gehör in Gefahr - Lärm am Arbeitsplatz

Sanierungsmassnahmen reduzieren einerseits die Schallemmissionen in der unmittelbaren Nachbarschaft von Gewerbebetrieben, sorgen andererseits aber auch für ruhigere Arbeitsplätze. Es ist anzunehmen, dass weniger Lärm am Arbeitsplatz auch die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer erhöht.

Lärm von Mitarbeitern und Maschinenlärm gehören laut der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2002 zu den wichtigsten Störungsquellen am Arbeitsplatz. Im verarbeitenden Gewerbe und im Bergbau sind 40% der Arbeitnehmer während mehr als der Hälfte ihrer Arbeitszeit erheblichen Lärmpegeln ausgesetzt. Aber auch im Dienstleistungssektor, beispielsweise im Bildungs- und Gesundheitssektor sowie in der Gastronomie, stellt der Lärm ein Problem dar. Eine Studie über Lärm in Kindergärten ergab, dass der durchschnittliche Lärmpegel bei über 85db(A) liegt.

Quelle: myjob.ch

Unterschiedliche Arbeitsplätze verursachen unterschiedliche Lärmprobleme. Während im Büro der Nachbar die Lärmquelle sein mag, ist man z.B. in einer Druckerei dem ständigen Dröhnen der Maschinen ausgesetzt.


Lärm ist ein Stressfaktor und belastet das Herz-Kreislauf-System. Eine dauerhafte Lärmbelastung am Arbeitsplatz kann einen irreparablen Hörverlust zur Folge haben. Lärmbedingter Hörverlust ist die häufigste Berufskrankheit in Europa. Wer an seinem Arbeitsplatz täglich einem hohen Schallpegel ausgesetzt ist, sollte daher immer einen Ohrenschutz tragen.

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Die Industrie ist leiser geworden...

Fabriken und Industrieanlagen verlieren als störende Lärmquellen zunehmend an Bedeutung. Zum einen ist die Industrie leiser geworden, zum anderen wird der durch Arbeit verursachte Lärm durch den immer lauteren Strassenlärm übertönt.

Als störend empfunden wird das ständige Surren von Ventilatoren, Förderanlagen, Rückkühlern, Kompressoren insbesondere nachts, wenn der Verkehrslärm allmählich verstummt.

Es stellt sich angesichts der veränderten Lärmsituation die Frage, ob ein pauschaler Industrielärm-Zuschlag überhaupt noch gerechtfertigt oder nicht manchmal gar kontraproduktiv ist.

...aber die Gesellschaft wird immer lauter

In diesem Fall lässt sich der Gewerbelärm allerdings nicht mehr eindeutig vom Nachbarschaftslärm unterscheiden. Es wird zunehmend schwieriger, die tatsächlich durch das Gewerbe verursachte Lärmbelastung entsprechend der LSV zu bemessen.

Im Gegenzug gewinnt der vornehmlich an Wochenenden auftretende Lärm von Bars und Discotheken zunehmend an Bedeutung. Die Menschen feiern und tanzen bis in die frühen Morgenstunden und bescheren den Anwohnern in hoch frequentierten Ausgehvierteln immer öfters schlaflose Nächte.

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Nicht ohne meinen Parkplatz

Shoppen auf der grünen Wiese

Der Weg von zu Hause führt durch das eigene und durch das angrenzende Wohnquartier zum Autobahnanschluss. Von dort sind es nur wenige Kilometer bis zum freien Parkplatz im Shoppyland. Im Anschluss ans Einkaufserlebnis gehts dann über die verstopften Strassen wieder zurück in die eigene, ruhige Wohnumgebung, vorbei an geschlossenen Quartierläden. Zurück bleibt der Lärm und Gestank der Autolawinen. Doch was tun, wenn die Raumplanung versagt hat?

Eine nachhaltige Lärmbekämpfung setzt bereits bei der Planung an. Ist ein Einkaufszentrum erst einmal gebaut, bleibt nur noch die Symptombekämpfung. Ein neues Planungsinstrument, mit dem eine gesamtheitliche Betrachtungsweise angestrebt wird, ist das so genannte Fahrtenmodell.

Im Fahrtenmodell wird festgelegt, wie viele Autofahrten (Zu- und Wegfahrten) die Nutzung einer Parkierungsanlage maximal auslösen darf. Es soll dafür sorgen, dass publikumsintensive Einrichtungen wie Einkaufzentren nur dann eine Bewilligung erhalten, wenn sie sich in Publikumsnähe befinden und an den öffentlichen Verkehr angeschlossen sind.

 Quelle:stadt-zuerich.ch;
 Leitfaden-Fahrtenmodell.

Eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist aus Sicht des Lärmschutzes wünschenswert, da auf diese Weise der Lärm durch Individualverkehr reduziert werden kann.

Berechnung der Fahrten

Die Ermittlung des Verkehrsaufkommens von grossen Parkplatzanlagen erfolgt über das spezifische Verkehrspotential (SVP). Das Verkehrspotential eines bestimmten Parkfeldtyps entspricht der Summe aller durch das Parkfeld erzeugten Zu- und Wegfahrten innerhalb einer Zeiteinheit (z.B. Tag). Bei einem Einkaufszentrum mit 3800 Parkplätzen ist mit einem relevanten Verkehr von ca. 2850 Fahrten pro Tagesstunde zu rechnen. Dies entspricht in etwa der Verkehrsmenge einer stark befahrenen Autobahn.

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Wenn Schwitzen Lärm macht...

Sportanlagen als Lärmverursacher

Sportanlagen sind Allgemeingut und sollen der Gesundheit der Bevölkerung zu Gute kommen. Damit Lärmemissionen im Sinne der Vorsorge so weit als möglich begrenzt werden können, muss bei der Planung einer Sportanlage immer eine Interessensabwägung zwischen dem Ruhebedürfnis der Anwohner und den Nutzinteressen der Betreiber erfolgen. Die Grenzwerte des Gewerbe- und Industrielärms können dabei als Beurteilungshilfe dienen, dürfen jedoch nicht direkt übertragen werden.

In der Schweiz fehlt die rechtliche Grundlage, um die Lärmimmissionen von Sportplätzen korrekt zu bestimmen. Deshalb wird bei der Beurteilung von Sport- und Freizeitanlagen häufig auf die deutsche Sportanlagenlärmschutzverordnung zurückgegriffen.

Wieviel Lärm verursacht eine Freestyle-Anlage?

Am Beispiel einer Freestyle-Anlage für Trendsportarten wie Skateboarding, BMX oder Inline-Skating kann sehr schön aufgezeigt werden, welche Lärmquellen bei Sportanlagen relevant sind.

1.) Geräusche durch technische Einrichtungen und Geräte: Der Lärm einer Freestyle-Anlage ist abhängig von der Beschaffenheit der Unterlage, auf der gefahren wird. Rampen aus Holz und Metall verursachen lautere Fahrgeräusche als eine Asphaltunterlage mit Hindernissen aus Beton. Gedämpft werden kann der Lärm durch Mulden. Eine Beschallung durch eine Musikanlage hat weitere Lärmemissionen zur Folge.

 Quelle: stadt-zuerich.ch

Beispiel einer Poolanlage mit Mulden


2.) Geräusche durch die Sporttreibenden: Die Lärmemissionen sind einerseits davon abhängig, welche Sportart betrieben wird (Skater verursachen einen beträchlich grösseren Lärm als BMX-Fahrer), andererseits ergeben sich enorme Pegelunterschiede aus dem Grad der Beherrschung (wer schlechter fährt, verursacht mehr Lärm).

3.) Geräusche durch die Zuschauer und sonstigen Nutzer: Falls die Veranstaltungen von Zuschauern besucht werden, kann dies gerade am Wochenende zu einer grösseren Lärmbelastung führen. Lärmemissionen werden verursacht durch: Klatschen, gehobenes Sprechen, normales Rufen und lautes Rufen.

 Quelle: stadt-zuerich.ch

4.) Geräusche, die von Parkplätzen auf dem Anlagengelände ausgehen: Es ist darauf zu achten, dass Freestyle-Anlagen optimal an den öffentlichen Verkehr angebunden werden, da sonst mit einer erheblichen Mehrfachbelastung durch den Anfahrtsverkehr gerechnet werden muss. Auch spielt bei der Lärmbeurteilung eine Rolle, ob sich die Anlage in der Nähe bereits vorhandener Lärmquellen befindet (neben einer Autobahn, einem Einkaufszentrum).

"Freestyler? - Sind das nicht diese deliquenten Hip-Hopper, die den ganzen Tag nur Radau machen?"

Ob der Lärm einer Freestyleanlage als störend empfunden wird, hängt aber nicht nur von objektiven Werten, sondern fast ebenso stark von der subjektiven Einstellung ab, die die lärmbetroffenen Personen gegenüber einer solchen Anlage haben.


So ist beispielsweise auf der Allmend Brunau-Zürich schon seit längerem eine Freestyleanlage für Skaterboarder, BMX-ler und Inline-Skater geplant.

Trotz einer aus Sicht des Lärmschutzes idealen Lage (neben einer Autobahn, Bahnlinie, einem Einkaufzentrum und mehreren Fussballplätzen, die bereits erheblichen Lärm verursachen und die Rollgeräusche übertönen würden) und einem positiven Lärmgutachten wurde das Projekt bisher durch Einsprachen verhindert.


Obwohl man einen gewissen Unmut der Anwohner angesichts der lärmigen Wohnlage sicherlich nachvollziehen kann, scheint es sich doch in diesem Fall eher um ein Problem mangelnder Toleranz gegenüber Jugendlichen als um ein Lärmproblem zu handeln.


Autobahn (oben) und Stadtverkehr (unten) in unmittelbarer Nähe der Allmend Brunau


Auf dieser Brachfläche sollte die Freestyle-Anlage gebaut werden. Im Hintergrund das Einkaufszentrum Sihlcity.

Blick von der anderen Seite. Im Hintergrund das Naherholungsgebiet Allmend-Brunau.

 Quelle: www.schtifti.ch/web/freestyleanlagen.html

Computeranimiertes Luftbild der geplanten Freestyle-Anlage.


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