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Welche Lärmerkrankungen gibt es?

Das Wichtigste in Kürze...

Lärmerkrankungen befassen sich mit den körperlichen und psychischen Auswirkungen von Lärm auf den Menschen.
Wie werden die Lärmerkrankungen eingeteilt?

Lärm verursacht Schlafstörungen. Diese können durch Aufwachreaktionen in der zweiten Nachthälfte verursacht werden.
Schlafstörungen

Lärm führt beim Menschen häufig zu einer allgemeinen Belästigung. Diese äussert sich durch Gereiztheit, körperliche Unruhe, Verstimmung und Stress.
Lärmbelästigungen

Langfristig kann Lärm zu hohem Blutdruck führen. Lebensgefährliche Folgeerkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt können die Folge sein.
Hoher Blutdruck

Hoher Blutdruck kann zu Gefässverkalkungen der Herzkranzarterien führen (Arteriosklerose). Blutgerinnsel, die aus den Gefässverkalkungen der Herzkranzgefässe wegbrechen, sind die häufigste Ursache von Herzinfarkten.
Herzinfarkt

Weitere Erkrankungen, die im Zusammenhang mit Lärm auftreten können sind erhöhte Blutfettwerte, Krebserkrankungen, Erkrankungen der Schilddrüse, erhöhter Arzneimittelkonsum und psychische Störungen.
Weitere Lärmerkrankungen

Wie werden die Lärmerkrankungen eingeteilt?

Die Auswirkungen von Lärm können allgemein in 4 Kategorien eingeteilt werden:

  1. Körperliche Lärmwirkungen
  2. Psychische Lärmwirkungen
  3. Soziale Lärmwirkungen
  4. Wirtschaftliche Lärmwirkungen

Lärmerkrankungen befassen sich nur mit der Kategorie 1 und 2.

Die körperlichen Lärmwirkungen beschreiben die Auswirkungen, die der Lärm auf den Körper haben kann. Dazu gehören zum Beispiel Herz-Kreislaufprobleme, Krebserkrankungen, Erkrankungen der Schilddrüse, hormonelle Störungen, entzündliche Reaktionen und erhöhte Blutfettwerte.

Die psychischen Lärmwirkungen beschreiben die Auswirkungen, die der Lärm auf den Geist, die Psyche und das Verhalten haben kann. Dazu gehören zum Beispiel Schlafstörungen, ein subjektives Gefühl der Lärmbelästigung, Lernschwierigkeiten bei Kindern, Stress, Nervosität, Angespanntheit, verminderte Belastbarkeit, psychische Störungen und erhöhter Arzneimittelkonsum.

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Schlafstörungen

Quelle: Inselspital Bern, Schlaflabor

Die Schlafphasen beim Menschen. Es ist ersichtlich, dass die Phasen mit leichtem Schlaf im Verlauf der Nacht zunehmen


Wie die Abbildung zeigt, gibt es beim schlafenden Menschen 2 Schlafstadien: REM (blau) und Non-REM (schwarz). REM steht für „Rapid Eye Movement“. In dieser Phase bewegen sich die Augen regelmässig hin und her. In der REM Phase schlafen wir nicht tief. Die Non-REM Phase ist die Tiefschlafphase. Aus der Abbildung wird ersichtlich, dass im Verlauf der Nacht die Tiefschlafphasen immer kürzer werden.

Nimmt der Geräuschpegel auch nachts nicht ab, verkürzt sich die REM-Phase des Schlafs. Dafür reichen schon Geräusche ab 30 dB aus – das entspricht einer dauerhaften Unterhaltung im Flüsterton. Ab 40 - 45 dB (etwa der Lautstärke einer Unterhaltung in Zimmerlautstärke) schütten Schlafende vermehrt Stresshormone aus und kommen auch nachts nicht zur Ruhe. Dadurch lässt nicht nur die Leistungsfähigkeit tagsüber nach, sondern die Lärmbelastung wirkt sich auch auf das Verhalten aus und steigert beispielsweise die Aggressivität.

Quelle: http://www.somnomedics.eu/

Zur Diagnose der Schlafstörung werden im Schlaflabor Messungen vorgenommen: Hirnströme, Augenbewegungen, Muskelbewegungen und Herzfrequenz.


Probanden mit Schlafproblemem durch Lärm zeigen häufig Aufwachreaktionen in der zweiten Nachthälfte. Somit ist der REM Schlaf besser störbar mit Lärm als der Non-REM Schlaf. Die geistigen Fähigkeiten der Probanden, die eine Nacht  mit Lärm verbracht haben waren in den Tests eingeschränkt.

In Deutschland wurden an drei Flughäfen Kernruhezeiten zwischen 23 und 05 Uhr eingeführt. Während diesen Zeiten wurden die Menschen in Flughafennähe nicht durch Fluglärm aufgeweckt. Die Ergebnisse zeigten, dass dadurch die Aufwachhäufigkeit von 2,0 auf 0,8 vermindert werden konnte und somit das Hauptziel der Einführung der Kernruhezeit erreicht wurde.

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Lärmbelästigungen

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert Gesundheit als "Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen". Lärmbedingte Belästigung wirken sich negativ auf die Gesundheit aus. Durch Lärm gestörte Menschen können negative Reaktionen zeigen wie Wut, Enttäuschung, Unzufriedenheit, Rückzug, Hilflosigkeit, Depression, Angst, Ablenkung, Unruhe oder Erschöpfung. Ausserdem können Beschwerden wie Müdigkeit, Magenbeschwerden und Stress mit Lärm in Verbindung gebracht werden.

Quelle: baunetzwerk.biz

Lärmbelästigte Menschen können negative Reaktionen zeigen wie Wut, Enttäuschung und Unzufriedenheit.


Der Grad der Lärmbelastung wird üblicherweise mittels eines Fragebogens ermittelt. Seitens der verschiedener internationaler Kommisionen gibt es Bemühungen die Fragebögen zu standardisieren. Diese Fragebögen stellen Fragen zum Grad der Belästigung. Anhand des Prozentsatzes der hoch verärgerter Personen (d.h. der Prozentsatz der Personen mit einer Antwort von mehr als 72 im Fragebogen) wird der Belästigungsgrad einer Bevölkerung gemessen.

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Hoher Blutdruck

Was ist Blutdruck?

Ohne ein schlagendes Herz gäbe es keinen Blutdruck. Das Herz ist unser Motor und besticht durch eine enorme Muskelkraft: Etwa 9'000 Liter Blut pumpt es täglich durch unsere Arterien und Venen. Dabei drückt das Blut mit ungeheurer Kraft auf die Gefäße. Diese Kraft nennt man Blutdruck. Zunächst zieht sich das Herz zusammen, um Blut in die Arterien zu pumpen. Dabei drückt das Blut so stark gegen die Innenwand der Arterien, dass sie sich ausdehnen. Den dabei entstehenden Druck nennt man systolischen Blutdruck. Dann folgt eine kurze Ruhepause: Das Herz entspannt, der Druck verringert sich und die Blutgefäße erreichen ihre ursprüngliche Größe. Trotz Entspannung herrscht aber ein Druck in den Gefäßen: Diesen nennt man diastolischen Blutdruck.

Der Blutdruck unterliegt natürlichen Schwankungen. Er kann sich im Verlauf des Tages oder auch von einem Tag zum nächsten ändern. Häufig hängt er von unserer körperlichen Aktivität und Stimmung ab. So steigt er in anstrengenden Situationen oder sinkt, wenn wir uns wohl fühlen und entspannt sind. Das folgende Video zeigt eine Animation des Herzens und der Entstehung des Blutdrucks.


Quelle: www.der-wissens-verlag.de

Das Video zeigt, was Blutdruck ist und wie er entsteht.


Was ist Bluthochdruck?

Bluthochdruck wird von Ärzten auch Hypertonie genannt. "Hyper" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "zu viel", "tonie" ist vom lateinischen Wort "tonus" abgeleitet. Das heißt so viel wie "Spannung" und meint damit den Druck auf die Gefäßwände.

In bestimmten Situationen steigt oder fällt der Blutdruck – das ist völlig normal. Von Bluthochdruck spricht man erst, wenn die Werte längere Zeit über 140/90 mmHg liegen.

In der Regel verursacht Bluthochdruck kein unmittelbares Krankheitsgefühl. Vielmehr handelt es sich um "Alltagsbeschwerden", die selten mit dem Bluthochdruck in Zusammenhang gebracht werden. Dennoch sind Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen sowie Druckgefühl im Kopf oder Nasenbluten auf hohen Druck zurückzuführen. Doch die Gefahr ist schleichend: Die scheinbar harmlosen Symptome können Warnsignale für lebensgefährliche Folgeerkrankungen (z.Bsp Schlaganfall oder Herzinfarkt) sein. Auch weitere Folgeerscheinungen wie Herzschwäche (Herzinsuffizienz) können resultieren.

Quelle: megedi.com

Bluthochdruck kann zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen.


Lärm und Bluthochdruck

Studien zeigten bei den Probanden eine erhöhte Bluthochdruckneigung durch langfristige Lärmbelastung.  Vor allem der Nachtfluglärm und der Verkehrslärm am Tag scheinen im Zusammenhang mit Bluthochdruck wichtig zu sein. Die Studien zeigten, dass Männer häufiger betroffen sind vom lärmbedingten Bluthochdruck als Frauen.

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Herzinfarkt

Was sind Gefässverkalkungen?

Unser Herz ist ein großer Hohlmuskel. Über die beiden Herzkranzgefäße, die sich in ein dichtes Gefäßnetz verzweigen, wird das Muskelgewebe mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Die Herzkranzgefäße können durch Ablagerungen aus Fett und Kalk verengt werden, der Arzt spricht von einer „Stenose“. Diese Ablagerungen werden auch arteriosklerotische Plaques genannt. Sie können durch langjährigen lärmbedingten Bluthochdruck verursacht werden. Sehen Sie sich dazu die folgende Abbildung an. Fahren Sie mit dem Mauszeiger darüber und beobachten Sie, was mit der rechten Herzkrankzarterie passiert.  

Mouseover

Diese Darstellung zeigt mittels Animation wie sich die Herzkranzarterien durch Ablagerungen aus Fett und Kalk verengen können.


Studien zeigten noch eine zweite Möglichkeit wie durch Lärm Arteriosklerose entstehen kann: Die Probanden in diesen Studien waren beim Schlafen Fluglärm ausgesetzt. Es konnte gezeigt werden, dass der Adrenalinausstoss bei den Probanden wegen des Fluglärms erhöht war, unabhängig davon, ob der Proband aus dem Schlaf erwacht ist oder nicht. Die Anhäufung von Adrenalin führt zu sogenannten Sauerstoffradikalen, welche die Innenwand der Herzkranzgefässe angreifen. Die Gefässwände verlieren dadurch an Elastizität, eine Vorstufe zur Arteriosklerose.

Arteriosklerose stellt eine grosse Gefahr dar: Große Plaques engen die Gefäße so stark ein, dass das Blut kaum noch durchfließen kann. Die Herzmuskelzellen werden zwar in Ruhe noch ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Bei körperlicher Belastung wie Treppensteigen kommt es aber zum Sauerstoffmangel im Herzmuskel und zu den sogenannten Angina-pectoris-Beschwerden wie Druck auf der Brust, Kurzatmigkeit und Schweißausbruch.


Wie entsteht ein Herzinfarkt?


Quelle: www.diapat.com/

Das Video zeigt, wie ein Herzinfarkt entsteht.


Bei kleineren Plaques droht die Gefässoberfläche aufzureißen. Das entstehende Blutgerinnsel verstopft das Gefäß, stoppt den Blutstrom und unterbricht die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels. Gehen Herzmuskelzellen wegen Sauerstoffmangels massenhaft zugrunde, so spricht man von einem Herzinfarkt.

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Weitere Lärmerkrankungen

Erhöhte Blutfettwerte

Eine Untersuchung kam zum Schluss, dass das Risiko für ärztliche Behandlungen wegen erhöhter Blutfette erhöht war wenn der nächtliche Dauerschallpegel des Straßenverkehrs bei den Probanden über 55 dB(A) lag. Erhöhte Blutfette können zur Verkalkung der Herzkranzgefässe beitragen. Dies kann zum Herzinfarkt führen.

Quelle: generika.ch

Die Blutfette können durch nächtlichen Strassenlärm erhöht sein. Die Blutfette setzen sich zusammen aus Cholesterin und den sogenannten Triglyzeriden. Das Cholestrin wird weiter unterteilt in LDL (Low density) und HDL (High density).


Krebserkrankungen

Eine Untersuchung kam zum Schluss, dass das Risiko für die Behandlung von Krebserkrankungen mit steigendem nächtlichen Verkehrslärmpegel ansteigt. Das Risiko der Probanden der Schallpegelkategorie über 55 dB(A) war gegenüber denen der Referenzkategorie unter 50 dB(A) erhöht. Ursache könnte eine Störung des Immunsystems bei chronischem Lärmstress sein.

Erkrankungen der Schilddrüse

In einer Studie wiesen die Probanden, die in der Fluglärmzone 2 wohnten (Dauerschallpegel: >67 bis 75 dB(A)), ein erhöhtes Risiko für ärztliche Schilddrüsenbehandlungen gegenüber den Probanden außerhalb der Fluglärmzone 3 auf (<62 dB(A).

Arzneimittelkonsum

In einer weiteren Studie wurden anhand von Routinedaten gesetzlicher Krankenkassen der Einfluss von Fluglärm des Flughafens Köln-Bonn auf das Verordnungsverhalten niedergelassener Ärzte untersucht. Die Daten von 809.379 Versicherten wurden mit Lärmdaten (Flugverkehr, Strassenverkehr, Schienenverkehr) zusammengeführt.

Quelle: umweltbundesamt.de

Eine Studie zeigte, dass Menschen, die in lärmigem Umfeld leben häufig Arzneimittel von ihrem Arzt verschrieben bekommen.


Es zeigte sich, dass die Verordnungshäufigkeit und Verordnungsmenge erhöht war in lärmbelasteten Regionen.  Die verschriebenen Arzneimittel waren Medikamente zur Behandlung erhöhten Blutdrucks, Herz- und Kreislauferkrankungen, Tranquillizer und Beruhigungs- und Schlafmitteln. Frauen waren mehr betroffen als Männer, vorallem Sie Fluglärm in der zweiten Nachthälfte (3.00-5.00 Uhr) ausgesetzt waren.

Psychische Störungen

Weitere Studien stellten einen Zusammenhang zwischen der subjektiv empfundenen Störung durch Verkehrslärm am Tage und ärztlicher Behandlung von psychischen Störungen fest: Probanden, die sich subjektiv „stark gestört“ fühlten (Kategorien 3+4+5 auf einer 5-stufiger Skala) waren häufiger wegen psychischen Störungen in ärztlicher Behandlung als Probanden, die „wenig gestört“ waren (Kategorien 1+2).

Es konnte auch nachgewisen werden, dass das Risiko für die Depression bei allen drei Verkehrsgeräuscharten mit zunehmendem Schallpegel steigt. Ganz besonders ausgeprägt ist das Risiko für Depression bei Luftverkehrslärm.

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