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Wie wirkt sich Lärm auf den Körper aus?

Das Wichtigste in Kürze...

Lärmerkrankungen werden durch alltäglichen Lärm ausgelöst, der keine Hörschäden verursacht..
Was versteht man unter Lärmerkrankungen?

Das Gehör ist, evolutionsgeschichtlich betrachtet, ein höchst effizientes Frühwarnsystem. Tag und Nacht leitet es jedes Geräusch ans Hirn weiter. Denn es könnte von einem Feind stammen. Das Resultat: Der Körper schüttet Stresshormone aus und versetzt uns damit in eine Hab-Acht-Stellung. Was in der Steinzeit sinnvoll war, ist heute eher schädlich.
Lärm geht ins Blut

Strassenlärm löst die Ausschüttung von Stresshormonen aus. Nur bei kurzen und lauten Geräusche können wir die Ausschüttung spürbar erfahren. Je länger ein Geräusch dauert und je leiser es ist, desto weniger Stresshormone werden ausgeschüttet.
Lärm als Gift

Lärmerkrankungen verlaufen nicht akut sondern schleichend.
Zeitlicher Ablauf von Lärmerkrankungen

Was versteht man unter Lärmerkrankungen?

Lärmerkrankungen werden durch alltäglichen Lärm ausgelöst, der keine Hörschäden verursacht. Dieser Lärm überschreitet 80 dB nicht. Lärmerkrankungen heben sich somit deutlich ab von akuten Schalltraumata (> 150 dB über einige Millisekunden) und chronischen Schalltraumata (> 85 dB über Jahre), die beide zu Hörschäden führen können. Gehörgefährdender Schall ist gemäss der SUVA mit > 85 dB definiert. Die Ursachen von Lärmerkrankungen liegen somit im nicht-gehörgefährdenden Bereich.

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Lärm geht ins Blut

Reaktionen auf Geräusche sind oft spürbarer als angenommen...

Lärm dringt in unseren Körper. Ob wir wollen oder nicht. Er findet seinen Weg. Durch die Luft und via unser Gehör. Direkt in unsere Nervenzentrale - das Gehirn!

Und dort treibt der Lärm sein Unwesen - zum Teil auf lebensgefährliche Art. Experten sprechen in Deutschland von über 2'700 Lärmtoten im Jahr. Diese Zahl bezieht sich auf Ergebnisse epidemiologischer Untersuchungen aus Deutschland. Dort wurden Herzkrankheiten in Abhängigkeit vom Verkehrslärmpegel untersucht. Man hat beispielsweise festgestellt, dass das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, bei einer Lärmbelastung von 65 Dezibel um 20 Prozent höher ist, als bei einer Belastung von 50 bis 55 Dezibel.

Sterben wegen Strassenlärm? Kaum zu glauben, aber dennoch möglich!

Stellen Sie sich vor, jemand, der seit seinem 18. Lebensjahr 20 Zigaretten täglich raucht, stirbt mit 55 Jahren. Diagnose: Zu viele Zigaretten. Glauben Sie das? Natürlich.
Mit 55 Jahren stirbt jemand, der seit er 18 ist, einen Liter Schnaps am Tag trinkt. Diagnose: Zu viel Alkohol. Können Sie das glauben? Natürlich.

Und jetzt stirbt einer, der mit 18 an eine sehr stark befahrene Strasse gezogen ist und seither jeden Tag 20 Stunden lang Autolärm gehört hat. Diagnose: Zu viele Geräusche. Glauben Sie das? Eben!

Häufig macht man folgende falsche Überlegung:

"In den ersten beiden Fällen nehmen die beschriebenen Personen über Jahre hinweg Gift in sich auf. Das Gift häuft sich an und schädigt die Organe. Geräusche hingegen können sich nicht anhäufen und sind damit harmlos".

Falsch! Lärm geht ins Blut. Und wie!

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Lärm als Gift

Das Ohr ist der Radar des Menschen. Immer bereit. Immer am Hören. Und bei jedem Geräusch, welches eine mögliche Gefahr bedeutet, werden Stresshormone wie Adrenalin oder Cortisol ins Blut abgegeben. Und die können sich sehr wohl anhäufen.

Hören Sie hier

ein Geräusch, das für den Menschen eine mögliche Gefahr bedeutet.

Tragen wir Menschen demnach Gift in Form von Stresshormonen mit uns herum? Ist das nicht dumm?
Nun, im Ernstfall und in kleinen Mengen abgesondert, sind sie nicht giftig, sondern lebensrettend! Aber sie sollten nicht zu oft aus ihrer geschützten Umgebung ins Blut gelangen. Dumm ist nur, wenn dies eben dauernd geschieht - wie bei der Verarbeitung des Strassenlärms!

Sehen Sie hier in einem neunminütigen Vortrag an, wie ein Geräusch die Ausschüttung von Stresshormonen provoziert.

Quelle: www.laermzh.ch

Lärm macht krank.


...

Die Folgen sind wissenschaftlich belegt:

  • Verengung und Schädigung der Blutgefässe
  • Erhöhung des Blutdruckes
  • Anstieg der Herzschlagfrequenz
  • Verringerung der Schlaftiefe

So ein bisschen Stresshormone - ist das so gefährlich?

Kennen Sie den Film "A Million Dollar Baby" von Clint Eastwood (4 Oscars)? Hier wird klar, wie gefährlich Adrenalin sein kann.

In diesem Film ist Maggi, die 31-jährige Protagonistin (Hilary Swank), eine kämpferische Boxerin und tatsächlich schafft sie es, die amtierende Weltmeisterin herauszufordern.
Doch diesen letzten Kampf führt sie nicht zu Ende. Sie wird zum Krüppel, als ein Schlag ihrer Gegnerin sie so stark trifft, dass sie vom Hals an abwärts vollständig gelähmt ist. Maggi war sich anderes gewohnt, als immer in der selben Position auf einem Bett oder in einem Rollstuhl zu verharren. Ihre Beine faulen langsam ab und müssen amputiert werden. Das alles ist so unerträglich, dass Maggi schliesslich aufgibt. Sie kann nicht mehr und will, dass ihr Trainer (Eastwood) das tut, wozu sie selber nicht mehr in der Lage ist - Maggi töten. Irgendwann willigt der Trainer ein und spritzt ihr eine hohe Dosis eines Giftes: Adrenalin!


Stresshormone sind Gifte! Sie werden uns im Alltag nur deshalb nicht gefährlich, weil es in unserem Reservoir nur wenig davon hat. Wird diese Reserve aufgebraucht, füllt es sich nur langsam wieder. Würde man aber von ein paar Dutzend Mitmenschen das zur Zeit vorhandene Adrenalin einsammeln und sich ins Blut spritzen, hätte man dasselbe Problem wie bei anderen schlimmen Vergiftungen.



Und was hat das mit dem Strassenlärm zu tun?

Strassenlärm löst die Ausschüttung genau solcher Stresshormone aus. Es stimmt: Nur bei kurzen und lauten Geräusche können wir die Ausschüttung spürbar erfahren. Je länger ein Geräusch dauert und je leiser es ist, desto weniger Stresshormone werden ausgeschüttet. Aber: Es wird nicht null!

Die Grafik veranschaulicht, dass Stresshormone auch dann noch ausgeschüttet werden, wenn wir dies nicht aktiv wahrnehmen! Klicke auf die verschiedenen Knöpfe, um selber zu erfahren, wie der Körper auf Lärmereignisse reagiert.

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Zeitlicher Ablauf von Lärmerkrankungen

Die Abbildung zeigt den zeitlichen Ablauf von Lärmerkrankungen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Lärmerkrankungen keine akuten Manifestationen mit sich bringen. Die Manifestationen sind vielmehr schleichend.

Quelle: Auswirkungen von chronischer Lärmbelastung auf die Gesundheit, Prof. Dr. Martin Röösli

Der zeitliche Ablauf von Lärmerkrankungen

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